Prävention sexualisierte Gewalt
Spätestens seit den Presseberichten zu den Missbrauchsfällen im ehemaligen Kinderheim in der Speyerer Engelsgasse ist das Thema auch in unserem Bistum hochaktuell.
Im Januar startete der Prozess „Sicherer Ort Kirche“ mit einer virtuellen Veranstaltung. Alle Pfarreien, Verbände und Einrichtungen des Bistums sollen Schutzkonzepte erarbeiten. Es ist klar, dass das Thema „sexualisierte Gewalt“ leider ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Aber gerade auch Sportverbände und -vereine dürfen sich dem Thema nicht verschließen, sondern müssen eher beispielhaft für andere handeln.
Ebenfalls noch im Januar hat sich die Diözesanversammlung intensiv mit dem Thema befasst. Mehrere Mitglieder – darunter auch Willi-Günther Haßdenteufel (DJK-Diözesanverbandsvorsitzender und Mitglied der Diözesanversammlung) haben anschließend in der Bistumszeitung ihre Gedanken mitgeteilt: PILGER-Artikel vom 14.02.2021.
Hier nimmt Willi-Günther Haßdenteufel noch einmal ausführlicher Stellung zum Thema:
Was löst das Thema sexualisierte Gewalt bei mir aus?
Es macht mich heute wie vor elf Jahren sprachlos und betroffen. Ich bin entsetzt über das, was Vertrauenspersonen Schutzbefohlenen angetan haben und antun. Ich war fassungslos, dass zunächst vieles geleugnet und verharmlost wurde, statt Betroffene ernst zu nehmen, mit ihnen zu sprechen und ihnen zu helfen. Wir müssen die Herausforderungen der Bekämpfung sexualisierter Gewalt annehmen. Dies gilt nicht nur für die Kirchen, sondern für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Wir sind alle mitverantwortlich für das, was in Gesellschaft und Politik passiert.
Reaktionen im Umfeld?
Mein privates Umfeld und der DJK-Diözesanverbandsausschuss waren und sind entsetzt über das Geschehene. 2012 haben wir als katholischer Sportverband nach dem Inkrafttreten des Kinderschutzgesetzes sofort Projekte, Präventionsschulungen und Aktionen auf Verbands- und Vereinsebene durchgeführt. Es war und ist Aufgabe des DJK-Sportverbandes, präventiv gegen sexualisierte Gewalt und Missbrauch vorzugehen, sie zu erkennen und zu ahnden. Wir haben als Verbandsverantwortliche die Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnet und in unseren Mitgliedsvereinen dazu aufgefordert – noch vor der Einführung des erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses. Beispielhaft sind die Projekte der DJK-Sportjugend „Schweigen ist feige – erkennen, entscheiden einmischen“ (seit 2011) sowie „Kinder stark machen“ (zuletzt Veröffentlichung einer Arbeitshilfe 2020).
Wie soll es weitergehen?
Ich muss unserer Bistumsleitung ein großes Kompliment aussprechen. Bischof Dr. Wiesemann und Generalvikar Sturm sind mutige Wegbereiter. Sie nehmen deutlich Stellung zu den schrecklichen Vorkommnissen und zeigen klare Haltung, wenn es darum geht, aufzuklären, Licht ins Dunkel zu bringen und Kirche zu einem sicheren Ort zu machen. Sie stellen sich dieser Herausforderung, um einer Glaubwürdigkeitskrise, ja einer Glaubenskrise, entgegenzusteuern. Dies ist wohltuend im Vergleich zu anderen Verantwortungsträgern*innen, die sich ihrer Verantwortung entziehen. Wir als katholischer Sportverband greifen die Initiativen von vor neun Jahren wieder auf, um in unserem Verband und in unseren Vereinen eine Kultur der Achtsamkeit, des Hinschauens und des Wachsam-Seins zu schaffen. Wir sind dankbar, dass wir auf die Unterstützung der Präventionsbeauftragten des Bistums zählen können. Eine erste gemeinsame Arbeitstagung vor einem Jahr musste leider pandemiebedingt ausfallen. Eine Arbeitsgruppe wird zeitnah Leitlinien und Strategien erarbeiten. Diese sollen den Vereinsverantwortlichen und den im Kinder- und Jugendsport Tätigen als Grundlage und Hilfe dienen, dieses wichtige Thema fortwährend im Blick zu behalten und somit eine sichere Jugendarbeit in unseren Vereinen gewährleisten.